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10 Jahre Syrien-Krieg - Zurückgelassen
Syrien

Zurückgelassen

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In zehn Jahren Krieg werden immer mehr Syrer*innen, die Schutz vor den Bombardements, vor Verfolgung oder Belagerung suchen, in die bereits überfüllte Region Idlib gedrängt. Dort sind sie eingekesselt zwischen den vorrückenden Truppen der syrischen Regierung und ihrer Verbündeten im Süden und der türkischen Grenze im Norden.

Jede Vertreibung und Umsiedlung macht ihre Not größer. Zusätzlich verschlimmert eine seit 2020 um sich greifende Wirtschaftskrise die Situation. In weniger als 12 Monaten hat die syrische Lira 98 Prozent ihres Wertes gegenüber dem US Dollar verloren. Und auch die Covid-19-Pandemie breitet sich immer weiter aus. Sie bedroht insbesondere diejenigen Menschen, die sich vor ihr nicht schützen können. In Idlib leben Zehntausende in prekären Verhältnissen in unterversorgten Camps für Geflüchtete. An medizinischer Versorgung herrscht großer Mangel.

Und: Die Menschen in Idlib sind nach wie vor Luftangriffen ausgesetzt. Ob sie dabei in Camps leben oder es sich um vermeintlich sichere Orte wie Krankenhäuser handelt, spielt dabei weiterhin kaum ein Rolle. Am 20. November 2019 zerstört eine Rakete einen Teil des Lagers Kah, das 2012 errichtet wurde und 4.000 geflüchtete Menschen beherbergt. Laut dem Gesundheitsamt von Idlib werden 12 Menschen, darunter 8 Kinder, getötet und 58 weitere verletzt. Auch die Entbindungsstation von Kah wird bei dem Angriff zerstört. Immer wieder packen Familien - zum wiederholten Mal - ihre wenigen verbliebenen Habseligkeiten zusammen und machen sich auf die Suche nach Unterkünften, die noch ein Stück näher an der türkischen Grenze liegen.  

Ohne Ausweg! Amanis Geschichte
Für Amani Al Ali ist Idlib ihre Heimat. Trotz der heftigen Luftangriffe weigert sie sich zu fliehen und bleibt bei ihrer kranken Mutter. Sie leben weiterhin im Haus der Familie, aber die meisten ihrer Verwandten sind gegangen.
© Omar Haj Kaddour
Ohne Ausweg! Amanis Geschichte
Sie verkauft ihre Malerei an die internationale Presse und genießt es, ihren Nichten und Neffen das Malen beizubringen. Lieber hätte sie es gehabt, wenn die Revolution bereits in den 1980er Jahren begonnen hätte, denn dann wären sie jetzt schon dabei, das Land wiederaufzubauen.
© Omar Haj Kaddour

Die Lebensbedingungen im Nordwesten des Landes sind alarmierend. Jeder neue militärische Angriff, jede Verschlechterung der ökonomischen Krise, jede weitere Ausbreitung von Covid-19 trifft eine Bevölkerung, die durch zehn Jahre Krieg und unzählige Vertreibungen zerrüttet ist. Idlib ist eine Region, in der 2,8 Millionen Menschen schon für ihre Grundbedürfnisse, wie Essen, Wasser, Unterkünfte, medizinische Versorgung und Bildung auf Nothilfe angewiesen sind.  

Insgesamt wurden durch den Syrienkrieg bis heute mehr als 12 Millionen Menschen, also mehr als die Hälfte der Bevölkerung, vertrieben. 5,6 Millionen Menschen suchten Zuflucht in anderen Ländern, vor allem der Türkei, dem Libanon, Jordan und Europa. Die, die in Idlib gelandet sind, haben kaum noch einen Ausweg.

Syria No Way Out - video 16 (GERMAN)
video

"Was würdet ihr tun, wenn ihr vertrieben würdet?"

Vier Schicksale

Amani, Imad, Anas und Abu haben alle schreckliche Erfahrungen in zehn Jahren Krieg in Syrien gemacht. Während die Karikaturistin Amani Al-Ali Kraft im Zeichnen findet, treibt Imad Youssef und Anas Al-Kharboutli die Sorge um, dass die vielen Opfer - Leben und Existenzen, die der Krieg zerstört hat - am Ende umsonst gewesen sein könnten. Der Journalist Abu Alaa richtet seine Frage direkt an uns: "Was würdet ihr tun, wenn ihr von Zuhause vertrieben würdet?